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Reinhard Selten: Mehr Identität für Europa

de Redakcio Laste modifita: 2007-05-24 13:31
Am 9. Mai, dem Europatag, feierte die EU das 50. Jubiläum der Römischen Verträge und lud Nobelpreisträger ein, eine Rede im Europäischen Parlament zu halten. Unter ihnen war der Esperantist Reinhard Selten, der den Preis für Wirtschaftswissenschaften im Jahre 1994 erhielt. In seiner Rede vor dem Parlament argumentierte er für die Notwendigkeit einer stärkeren wirtschaftlichen Integration und einer Stärkung der europäischen Identität. Das Haupthindernis für eine gemeinsame europäische Identität ist seiner Meinung nach die Sprachbarriere, die man durch das Lernen von Esperanto als erster Fremdsprache abbauen könnte. Libera Folio veröffentlicht als erstes Publikationsmedium der Welt den kompletten Text der Rede. Wir danken der Pressestelle des Europäischen Parlaments, die uns eine Aufnahme der Rede von Reinhard Selten zur Verfügung stellte.

Meine Damen und Herren!

Es ist mir eine Ehre und eine Freude heute zu Ihnen zu sprechen.

In den 50 Jahren seit den Römischen Verträgen hat die wirtschaftliche Integration erstaunliche Fortschritte gemacht. Es hat sehr lange gedauert, aber es sind fundamentale Veränderungen politisch durchgesetzt worden. Vieles wurde lange Zeit für unmöglich gehalten, wie zum Beispiel die Währungsunion. Die Währungsunion hat sich als großer Erfolg erwiesen. Das ist nicht zuletzt der Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank zu verdanken und ihrer Verpflichtung auf das Ziel der Geldwertstabilität.

Ein neuer europäischer Grundvertrag wird vermutlich anstelle der europäischen Verfassung durchgesetzt werden. Ich hoffe, dass die Unabhängigkeit und die Aufgabenstellung der Zentralbank dabei unverändert erhalten bleibt. Die wirtschaftliche Integration ist freilich noch nicht abgeschlossen.

Die kartellrechtlich unbedenkliche Übernahme eines New-Yorker Stromanbieters durch einen kalifornischen Stromanbieter würde in den USA kein politisches Aufsehen erregen. In Europa sind wir noch nicht soweit.

Es ist notwendig das Entstehen einer stärkeren europäischen Identität zu fördern. Die Europäer müssen lernen sich in erster Linie als Europäer zu fühlen.

Ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zu einer starken europäischen Identität sind die innereuropäischen Sprachbarrieren. Dieses Sprachproblem bedarf einer Lösung. Die Dominanz einer Nationalsprache kann nicht die Antwort sein. Auf die Dauer ist nur eine neutrale Lösung akzeptabel. Keine Nation darf benachteiligt werden.

Eine leicht erlernbare Plansprache wie Esperanto ermöglicht eine neutrale Lösung des Sprachproblems. Eine zweite Fremdsprache wird sehr viel leichter erlernt als die erste. Der Zweitspracheffekt ist so stark und Esperanto ist so leicht, dass es günstiger ist, erst Esperanto zu lernen und dann eine nationale Fremdsprache, als nur diese Fremdsprache allein. Das ist durch Schulversuche wissenschaftlich erwiesen.

Zunächst könnten wenige Länder einen Vertrag über den Schulunterricht von Esperanto schließen. Später könnte der Vertrag auf andere Länder ausgeweitet werden. Der Weg der Vertragsausweitung ist mehrmals erfolgreich beschritten worden. Zum Beispiel mit dem Schengen-Abkommen und der Währungsunion.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.